Er war 35 Jahre Lehrer am GFB, unterrichtete Musik, Englisch und leitete mehrere AGs. Seit 1985 leitete er einen Schulchor aus mehreren Oberstufenschülern, sie beschlossen 1992 einen Chor zu gründen. Der Chor tritt seit 1993 unter dem Namen „Joyful voices“ auf, in Anlehnung an eine Zeile eines Gospelsongs. Natürlich hat sich Ernst Ickler nach seinem Ruhestand auch musikalisch vom GFB verabschiedet, er gab ein Abschiedskonzert. Mit nun 70 Jahren leitet er immer noch den Chor, der aus ca. 35-40 SängerInnen und Bandmitgliedern aus den Jahrgängen 1962-1994 besteht. Sie singen Gospels, Spirituals und Pop- und Rockmusik in Chorbearbeitungen mit Band.
Am 18. Dezember ist er mit dem Chor hier im Innenhof aufgetreten. Wir haben Ernst Ickler über seine Erfahrungen am GFB und als Chorleiter befragt:
Wie haben Sie ihre Leidenschaft zur Musik gefunden?
Ich hatte mit 8 Jahren Klavierunterricht, wodurch ich zur klassischen Musik gefunden habe. Mitte der 1960er Jahre habe ich Interesse für Rock- und Popmusik entwickelt, das durch die Beatles, Hollies und Shadows geprägt wurde. Mit ungefähr 16 Jahren war ich Keyboarder in einer Band und Sänger im Kirchenchor meines älteren Bruder. So wurde Musik zu meinem Hobby. Mein Interesse und meine Leidenschaft dafür nahmen stetig zu.
Wann hatten Sie ihren ersten Auftritt?
Ich hatte in der 5. oder 6. Klasse am Max Planck Gymnasium in Duisburg-Meidrich auf einem Elternabend meiner Klasse ein Klaviervorspiel.
Sind Sie nervös vor Auftritten? Können Sie uns Tipps gegen Nervosität geben?
Ja, bin ich immer. Jedoch ist es das, was man Lampenfieber nennt – also eine etwas andere Nervosität. Mein Tipp ist, dass man es zulassen sollte, als passender Gegenpol zur Routine. Denn wenn die Routine die Überhand gewinnt, lässt der Spannungsbogen nach.
Spielen Sie andere musikalische Instrumente? Haben Sie früher ein Instrument gespielt?
Ja, Klavier, Orgel (Kirchenorgel) mit Unterricht. Klavier spielte ich später auch im Studium. Zudem habe ich mir zu meinen Bandzeiten Gitarre selbst beigebracht.
Singen Sie selbst? Wenn ja- wie lange?
Ich singe seit meinem 16. Lebensjahr in verschiedenen Chören.
Können Sie sagen, wie lange Sie noch als Chorleiter arbeiten möchten?
Als ich 1992 die Joyful Voices gründete (er war zu diesem Zeitpunkt 41 Jahre) sagte ich, dass ich mir nicht vorstellen kann mit 60 noch diesen Chor zu leiten. Inzwischen bin ich 70 und habe immer noch großen Spaß an der Sache. Ich traue mich also nicht, noch einmal eine Zeitbegrenzung zu prophezeien. Ich müsste etwas spüren, was ich bisher noch nicht kennengelernt habe: Unlust, Überforderung und fehlende Akzeptanz.
Wie lange war das Konzert hier im Innenhof geplant? Ist alles wie geplant gelaufen?
Die Planung begann im Sommer 2020, da auch schon im Dezember 2020 der Auftritt hätte stattfinden sollen. Corona hat dies verhindert, sodass nur eine Videoproduktion gemacht wurde. Der Chor hat aber mit dem Förderverein die Absicht aufrecht erhalten und im Sommer 2021 dann mit der Planung erneut begonnen. Es ist letztendlich alles wie geplant gelaufen. Der Weg dorthin war aber sehr schwierig, weil viele logistische Hürden überwunden werden mussten.
Was war ihre schönste Lehrererfahrung? Wie war das Leben als Lehrer?
Ich finde die Frage sehr schwierig zu beantworten, weil es nicht die EINE schönste Erfahrung gab. Daher möchte ich ein paar wichtige Wegpunkte benennen, die schön und richtungsweisend für mich waren:
- Der Schulchoraustausch mit der Partnerstadt Knowsley (bei Liverpool). Hier habe ich Chor-Arrangements für Rock – und Popmusik kennengelernt (1984).
- Die Teilnahme mit Oberstufenschülern meines Chores am ChorCamp Berlin 1985. Hier hatten wir einen Auftritt auf der Waldbühne mit 350 Sängerinnen und Sängern. Dieser Oberstufenchor wurde später auch zu den Joyful Voices.
- Das Gefühl, dass man mit seinen Schülerinnen und Schülern eine Gemeinschaft bildet, die ein Ziel erreichen möchte. Egal, ob in Musik oder Englisch, bei der Erarbeitung eines Musiktitels oder dem Verstehen des Present Perfect.
Was waren ihre Lieblingsfächer in der Schule?
Natürlich war mein Lieblingsfach Musik. Ansonsten keine, sondern eher die Aspekte eines Faches. So hat mich Geometrie mehr interessiert als Algebra, aber beides nur sehr dürftig. Mathe war nicht so meins.
Was war früher ihr Traumberuf?
Ich wollte Tonmeister werden. (Tonmeister sind musikalische Aufnahmeleiter in Musikstudios)
Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich kann nur beschreiben, worum ich mich bemühe:
- Ich bin kämpferisch für eine Sache, die ich für richtig halte.
- Dabei bin ich korrekt anderen gegenüber.
- Ich bemühe mich auch stets um Empathie.
Gibt es etwas, was Sie gerne können würden?
Ich würde gerne besser Klavier spielen können.
Welche Art Musik hören Sie am liebsten? Was ist ihr Lieblingslied?
Ich höre sehr gerne sehr viel Verschiedenes. Für mich ist wichtig, dass die Musik mich direkt anspricht und ich sie nicht erst studieren muss, um sie toll zu finden.
Meine Lieblingsmusik ist Chormusik von F. Mendelssohn-Bartholdy, die zweite Sinfonie von Gustav Mahler und Fading lights von Genesis.
Was sind ihre Ziele?
Mein Ziel ist nie in dem Gefühl zu verharren, dass es nicht mehr besser, weiter, anders, … geht. Also möchte ich offen bleiben für Entwicklungen.
Ist ein neues Konzert/eine Tour schon geplant?
Wir erarbeiten in 2022 ein vollkommen neues Programm, welches wir im Herbst präsentieren wollen. Der Termin ist der 24.09.2022, die Location steht jedoch noch nicht fest.
Jana Frenzel