Man geht über den Schulhof und hört Getuschel: „Das Adolfinum hat sich wieder etwas geleistet!“. Negative Bemerkungen und Vorurteile scheinen die Meinungen über die anderen Schulen und deren Bündnisse zu prägen.
Doch was versteckt sich hinter diesem Gerede, was passiert wirklich und was denken die Gymnasien und deren Schüler darüber? Dazu recherchierte ich einige Fakten und interviewte Schüler, die die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven erleben.
In der Moerser Geschichte hat das Adolfinum die längste Zeit Bestand, ein ehemaliges und sehr erfolgreiches Jungengymnasium. Vor ungefähr 100 Jahren wurde das Grafschafter zunächst als Mädchenschule geöffnet. Lange Zeit gab es in der Öffentlichkeit Konflikte über die Bildung beider Geschlechter, da „der Geist der Frau nicht für bildungsfähig“ erklärt wurde. Dies musste die damalige Schulleiterin Frau OSt’D Grete Mitbauer feststellen.
Das Filderbenden entstand erst ungefähr 60 Jahre später als Aufbaugymnasium des Adolfinums und gilt bekanntlich in Konflikten zwischen den Gymnasien als außen vor. Wird das GFB als „kleines Küken“ des Adolfinums von den Konflikten verschont? Die meisten Schüler können sich das kaum vorstellen und vermuten stattdessen, dass die Entfernung die Ursache sei. Das Filderbenden wäre „so weit weg“ und damit gleichzeitig von den meisten Konflikten nicht betroffen.
Aber können denn wirklich 1,5 Kilometer dafür sorgen, dass wir an unserer Schule kaum daran beteiligt sind und einige Schüler nichts über die Geschehnisse der letzten Monate wissen? Der Hauptkonflikt scheint sich tatsächlich auf Adolfinum und Grafschafter zu konzentrieren, die letzte Motto-Woche ist dafür ein extremes Beispiel. Auf den Schulhöfen des Adolfinums und des GGMs kam es zuerst zu verbalen Auseinandersetzungen und üblen Beleidigungen, die Schüler des Adolfinums und Grafschafters riefen sich gegenseitig „Scheiß Adolfinum“ – „Scheiß Grafschafter“ zu. Hinterher führten diese Begegnungen zu Würfen mit Wasserbomben und Silvesterknallern mitten in die Menschengruppen.
Die Reaktionen der Betroffenen waren verschieden, war das Ganze nur Spaß oder wurde dieses Mal wirklich eine Grenze überschritten? Einige Schüler akzeptierten die Wasserbomben, zogen dann aber bei den Böllern eine Grenze.
Was konnte solche Konflikte auslösen? Alle drei Gymnasien arbeiten bei den Abiturkursen zusammen, beleidigen sich dann aber in anderen Momenten auf extreme Art. Kommentare, wie „Adolfinum – die Elite- Schule“, „Die sind eingebildet!“ und „Wir sind ein bisschen besser als die Anderen.“, kriegt man ständig zu hören.
Welche Art von Konkurrenzkampf findet eigentlich zwischen den Schulen statt? Geht es darum im Mittelpunkt zu stehen? Will man unbedingt besser sein als die anderen Schulen? Laut Aussage einer Lehrerin des Grafschafters war die Situation zwar noch nie wirklich angenehm, aber noch nie so schlimm wie aktuell. Dies deckt sich mit den Vorstellungen der Mehrheit von Schülern, die versuchten sich vorzustellen, wie es früher einmal war. Auslöser scheint außer dem natürlichen Wunsch, besser zu sein als andere, insbesondere die mangelnde Anerkennung der „Mädchenschule“ zu sein. Vor vielen Jahren vertrat der damalige Schulleiter des Adolfinums dazu folgende Ansicht: „Die Töchterschule ist keine Konkurrenzanstalt der höheren Schulen, sondern sie hat ihre speziellen Ziele zu erreichen.“
Vielleicht lässt sich auch das in der Natur existierende Erstgeborene- Recht in Verbindung mit zum Beispiel der Meinung der Presse bringen, die gerne insbesondere über das Adolfinum berichtet. Wird das Adolfinum mehr, besser von der Stadt gefördert als das Grafschafter oder das Filderbenden? Werden die Noten fair gehandhabt?
Solche Kommentare lösen Entrüstung und Widerstand aus, und wurden bei Nachfrage sofort widerlegt. Das bedeutet, niemand stimmt negativer Kritik der eigenen Person in dieser Sache zu und solche Sprüche werden einfach in einen leeren Raum geworfen.
Aber wie wird das Ganze weitergehen? Besorgt äußerte sich dazu eine Lehrerin: „Das kann so nicht weitergehen, da muss sich was ändern.“. Sehr viele Interviewte hinterfragen in diesem Fall das Wie. Wie soll sich etwas ändern? Es wird doch niemand etwas tun! Und was soll man auch tun?
Eine Idee um die Schüler der drei Gymnasien einmal gemischt zusammenzubringen ist eine gemeinsame Projekt- oder Motto- Woche. Diese Vorschläge lösten Grübelei und unterschiedliche Meinungen aus. Doch insbesondere die Vorstellung einer gemeinsamen Projekt- Woche gefiel der Mehrheit an allen Schulen. Solch eine Veranstaltung könnte einige Vorurteile wider- oder belegen und die Bündnisse zwischen den Gymnasien beziehungsweise die Kontakte der einzelnen Schüler enger knüpfen.
Ansonsten fiel keinem Schüler eine andere Möglichkeit ein, die Situation für die Zukunft zu verbessern. Entweder es wird noch schlimmer oder es bleibt so, wie es jetzt ist: „Letztendlich hassen sich alle.“ war die Aussage einer Schülerin dazu.
Aber solange dieser „kleine Krieg“ als lustig empfunden wird und die Kooperation vielen ganz egal ist, wird die Stimme ein paar Besorgter nicht viel ausrichten können. Deswegen sollte jeder für sich überlegen, wie er zu dem Ganzen steht und wozu insbesondere gewalttätige Aktionen führen können. Eine dazu passende Meinung aus einem Interview war: „Bleibt locker, Schule ist Schule!“.
Minou Greve
Quellen: 100 Jahre Grafschafter Gymnasium, Eigenverlag 2011, hilfsbereite Schüler und Lehrer des Adolfinums, Grafschafters und Filderbendens